2022: Freizeit- und Wanderrudern
Zusammenfassung der Berichte über das Freizeitrundern und die Wanderfahrten aus dem Jahr 2022
Wanderfahrt auf dem Neckar - Bericht von Bettina
Am 21. April am Morgen brechen Siggi und Klaus, Elke, Frank Schreiber, Herbert Diehl, Chris, Martin und Bettina zur Wanderfahrt auf dem Neckar auf. Die Boote – Toni Wehner und Otto Hahn - waren bereits am Abend zuvor beladen worden – ein Umstand, der noch Erwähnung finden wird.
Komplettiert wird die Veranstaltung durch Linda und Schmitti, die uns ihre Erfahrung und Kompetenz als Landdienst hilfreich zur Verfügung stellen. Andrea wird am übernächsten Abend zu uns stoßen.
Nach einer zügigen Fahrt erreichen wir den kleinen Rudersportverein Neckarrems, konkret die „Schifferclub Gaststätte“ direkt am Steg. Naja, erstmal ein, zwei „Tannenzäpfle“ und was zu essen; dazu einen kleinen Plausch mit den anwesenden Ruderereltern. Berichte vom versenkten Grill und den „süßen, ein bisschen doofen Ruderkindern“, die Stimmung ist gut. Die Antwort auf die Frage der Einheimischen, wie weit wir denn zu rudern gedächten, nämlich ca 15 km, erntet Erstaunen: wir rudern so circa 70 km an einem Tag! Okay, ist ja Einstellungssache.
Dann Aufriggern und: Überraschung! Keine Steuer da! Mist! Wer ist schuld? Die, die nicht da waren beim Aufladen…...Wenn die Schuldfrage geklärt ist, gehts gleich viel besser. Improvisation ist alles…. Jedenfalls, 15 km sind zu machen. Siggi übernimmt die ehren- und verantwortungsvolle Aufgabe des Steuerns über die erste Etappe, mit Schleuse. Die schwäbischen Schleusen überraschen uns, sie sind unfassbar schnell, kein Vergleich zum Main und kein Wunder, dass die 70 km an einem Tag rudern können.
In Marbach beim Marbacher RV angekommen, erwartet uns ein großer Biergarten direkt am Fluss, praktisch. Linda und Schmitti sind auch schon da. Nach dem Ankunftsbier und dem Verstauen der Habseligkeiten in Martins Bus und Lindas Auto führt uns ein viertelstündiger Fußweg zum Hotel mitten in der Schillerstadt Marbach, der „Schillerhof“. Gemütliche Zimmer und eine gepflegte Gastronomie. Der Schwabe ist ein Genussmensch, das bestätigt auch Elke als Kennerin der Gepflogenheiten. Schöner Wein und leckeres Essen in geselliger Runde beenden den entspannten Tag.
Klaus ist es gelungen, zwei Steuer auszuleihen (eins davon heißt „Schlaule“), so dass die nächste Etappe entspannt angegangen werden kann. Die netten Gastgeber ermöglichen uns, vom Frühstücksbüfett eine kleine Vesper mitzunehmen, und schon gehts weiter. Heute erwartet uns eine etwas längere, landschaftlich sehr reizvolle Strecke mit steilen Hängen am Ufer, mittendrin bunte Blütenpolster und blühende Obstbäume. Die Weinstöcke sind noch kahl, aber der Frühling ist bereits angekommen und wird von zahlreichen Vogelstimmen willkommen geheißen. Darunter Nachtigallen, die uns von beiden Seiten des Flusses begrüßen. Oberhalb der Weinberge thronen geschichtete Gesteinsformationen mit großen, alten Bäumen, sogar Pinien und gemütlich anmutenden Gärten mit kleinen Holzhäuschen und Unterständen. Der Blick vom Fluss ist größtenteils unverstellt, es fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise.
An der Schleuse Pleidelsheim erwartet uns eine Besonderheit, die wir uns nicht entgehen lassen wollen: Ein Schleppwagen zum Transport der Boote auf Schienen. Der Schleppwagen liegt bereit, und beide Boote können nacheinander über die Staustufe gezogen werden.
Unser Picknick nehmen wir in den Booten auf dem Wasser ein. Martin als Servicefachkraft reicht die geöffneten Seppelchen und Brötchen auf dem Enterhaken an.
Später – in Hessigheim – wollen wir abermals auf das Schleusen verzichten und eine Bootsschleppe nutzen, wir legen an und machen uns auf die Suche nach dem Wagen. Vergebens! Stattdessen begrüßt uns ein barfüßiger Jüngling, der mit seinen Kumpanen und einem vollgepackten Kajak („Wandervogel“) unterwegs ist und die sich einer eigenen Tragkonstruktion auf Rädern bedienen. Die bieten sie uns an, wir hoffen jedoch, indem wir unsere Boote über die Staustufe tragen, etwas Zeit zu sparen. Skulls, Steuer und Gepäck raus, ran ans Boot und los. Wieder einsetzen an einer hohen und steilen Treppe, Martin hält beide Boote fest, bis alles wieder verladen und verzurrt ist. Da sehen wir auch den Wagen, er liegt am Grund des Neckar vor den Stufen. Vielleicht noch tauglich, vielleicht auch nicht. Ein rechtzeitiger Hinweis auf eine solche Störung - zum Beispiel durch ein Schild am Ufer könnte hilfreich sein und dafür sorgen, rechtzeitig zur Schleuse abzubiegen und nicht zu weit in die Nähe des Wehrs zu kommen.
Jedenfalls bringt uns das Bootetragen in Bewegung, es wird warm, und es geht verhältnismäßig schnell. Auf dieser Wanderruderfahrt ist sowohl Improvisationstalent als auch eine gewisse körperliche und mentale Belastbarkeit gefragt.
In einer Schleuse ereignet sich die nächste Panne, und ein Klemmring am Skull bricht. Der Ringbrecher darf dann ohne Skulls, sprich: einfach so mitfahren. Das kann ja unter Umständen auch schön sein ...
Wie unsere Wanderruderprofis sagen: es gibt nichts, was man sich auf einer Wanderruderfahrt nicht reparieren oder ausleihen kann! Sie haben Recht behalten.
Am Abend kommen wir in Lauffen an und haben noch eine kurze Autofahrt bis nach Bad Wimpfen, ein wirklich zauberhaftes altes Städtchen. Wir nächtigen hier gleich zweimal in einem gemütlichen Hotel mit vielen ganz verschiedenen Zimmern - alle nach schwäbischen Helden benannt - und mit einem großen Hund (Finn), der vor allem und jedem Angst hat und deshalb durch eine große Hundeklappe jederzeit vom Biergarten in die Küche flüchten kann! In diesem Biergarten, wie es sich gehört unter einer großen Kastanie, kommen wir unserem zweiten Hobby nach: Essen und Trinken. Zum Abendessen trifft Andrea ein und bringt auch unsere eigenen Steuer mit, aus mit „Schlaule“!
Am nächsten Tag habe ich Geburtstag und darf mir den ganzen Tag alles wünschen! Ganz schön anstrengend. Mein erster Wunsch ist ein Frauenboot mit Martin am Steuer, läuft! Nachmittags wünsche ich mir Abwechslung, und wir besetzen das Boot neu mit Elke am Steuer, als Männer fahren Frank und Herbert mit. Es wird eine spannende Fahrt: zum ersten Mal nutzen wir eine Do-it-yourself-Schleuse. Herbert und Klaus betätigen eine Kurbel – sehr schwergängig – und sehr sehr sehr langsam öffnen sich die Schleusentore. Das Ganze wird von vielen lebenden Zuschauern auf der Brücke und ein paar toten, d.h. Skulpturen von Badenden, beobachtet. Der Applaus ist beim Durchfahren mäßig. Danach fahren wir durch eine betongewordene Demonstration schwäbischen Fleißes in Gestalt eines riesigen Industriegebiets. Neben Gips- und Kalkwerken gibt es sogar „Brüggemann-Alkohol“.. Nach der Industrie kommt wieder ein lieblicher Teil, und wir sehen schon von Weitem Bad Wimpfen mit seinen beiden markanten Türmen aufragen. Wir fahren – wie oft auf dieser Wandertour – mit Glockengeläut ein.
An diesem Abend gibt es Maultaschen in unterschiedlichsten Variationen! Sauguhd!
Letzter Tag: fahren wir trotz Regen oder nicht? Ja! Unseren Hoffnungen zum Trotz regnet es ununterbrochen. Eigentlich ist diese Etappe landschaftlich fast die reizvollste. Wald, Wein, malerische Burgen am steilen Hang und nette kleine Dörfchen am Ufer.
Leck mich am Arsch, Götz von Berlichingen, es ist so schweinekalt auf dem Steuersitz, dass mich sogar Deine schöne Burg in Neckarzimmern nicht mehr wirklich interessiert.
Endlich landen wir beim Ruderclub Neptun in Neckarelz, können abriggern, aufladen und dann: trockene Klamotten anziehen und ein Schäpsle trinken... Schon ist alles wieder gut!
Erster Mai - Wanderfahrt
Am ersten Mai ging es mit zwei gesteuerten Vierern nach Seligenstadt. Einige Landfahrer sind noch zum Seglerheim dort gekommen und haben an der geselligen Pause dort teilgenommen.
Wir fahren gut gelaunt und entspannt nach Hause und sind dankbar für die schöne Zeit. Dankbar sind wir auch für Siggi und Klaus, die wieder alles sehr schön ausgesucht und geplant haben und Linda und Schmitti , die bei der Umsetzung entgegen mancher Umstände dafür gesorgt haben, dass es perfekt läuft!
Besondere Erwähnung verdienen auch Martin, Elke und Chris.
Martin: Für seine gleichbleibende Geduld und Tatkraft, sei es Hängerfahren oder irgendeine andere Art von Unterstützung. Außerdem ist es bestimmt nicht so einfach, mit einer Fußheberschwäche und Fast-Halbseitenlähmung so lange Etappen zu rudern.
Elke: Wenn man etwa stündlich anlanden muss, sollte man ähnlich akrobatische Fähigkeiten wie sie haben. Steile Hänge, glitschige Stufen oder Dornenhecken, nichts kann sie auf dem Weg ins Gebüsch aufhalten. Und der Wiedereinstieg ins Boot hätte eigentlich mal gefilmt gehört!
Chris: Chapeau! Nach verhältnismäßig kurzer Ruderkarriere: Top gerudert, gesteuert, mitgehalten!
Also, hiphiphurra und auf ein Neues!
B.Gerner
Alte Tradition fortgesetzt
Winter-Ruderfahrt der HRG 1879 nach Seligenstadt
Am 27.12.2022, dem 3. Weihnachtsfeiertag, wie es bei den Hobbyruderern der Hanauer Rudergesellschaft von 1879 heißt, fand nach zweijähriger Corona –Zwangspause wieder die traditionelle Fahrt nach Seligenstadt statt .Da der Main leichtes Hochwasser und starke Strömung aufwies, hatte sich nur ein harter Kern von 6 Ruderern am Steg der HRG eingefunden, um die 15 Kilometer nach Seligenstadt auf sich zu nehmen. Es war ein mühsames Geschäft, denn die Strömung machte den Ruderern zwischen 33 und 73 Jahren erheblich zu schaffen.
Trotzdem kam die Bootsbesatzung des fußgesteuerten Sechsers zügig vorwärts, die Aussicht auf eine flotte Rückfahrt war Motivation.
Das Anlegemanöver ohne Bootssteg und gegen die Stömung war dank der tatkräftigen Hilfe des Empfangskomittees –etliche Vereinsmitglieder waren mit dem Auto hinzugekommen – letztlich zwar mühsam, aber erfolgreich – jedenfalls ohne nasse Füße.
Nach einem üppigen Mittagessen in der „Neewe“ traten die Ruderer gestärkt die Rückfahrt an, die wie im Flug verging, auch dank der bewährten Kommunikation mit den Schleusenmeistern. Noch nicht einmal die Hälfte der Zeit wurde für die Fahrt flussabwärts benötigt, auch wenn der Wind wie so oft gedreht hatte und auf der Rückfahrt spürbarer Gegenwind herrschte.
Allgemeines Fazit beim abschließenden Umtrunk: Schön war es und nächstes Jahr sind wir wieder dabei. Das war auch die Meinung der beiden Teilnehmer, die das erste Mal teilnahmen.
Herbert Schächtele